La Paz verlassen wir bequem per Bus. Mit dem Velo 500hm aus dem Talkessel dieser Grossstadt zu fahren waere kein Vergnuegen gewesen…
Die ersten Kilometer flitzen wir mit zuegigem Rueckenwind bequem auf feinem Asphalt dahin. Schon bald kommt der Namensgeber von unserem ersten Ziel in Sicht. Der Vulkan Sajama ist mit etwas ueber 6500m der hoechste Berg von Bolivien. Wir moechten die Gegend vom Nationalpark Sajama erkunden.
Wie die Verkehrsschilder schon andeuten, sind die Wiesen neben der Strasse von Herden von Lamas und einigen freilebenden Vicuñas besiedelt.
Waehrend Lamas und Alpacas Nutztiere sind, lassen sich die Vicuñas anscheinend nicht zuechten.
Typisch fuer die Gegend sind die zahlreichen Kirchen, die mit ihren Strohdaechern ziemlich einzigartig sind.
Fuer uns bieten sie perfekten Windschutz fuer das Mittagessen.
Das Wetter ist recht garstig, aber als die Zwillingsvulkane Parinacota und Pomerape in Sicht kommen, zieht es wieder etwas auf. Besonders der Perinacota ist mit seinen 6300m und der perfekten Form ein beliebtes Fotosujet.
Die Tagesetappe hat sich ziemlich in die Laenge gezogen aber ein fruehzeitiges Campen kommt nicht in Frage. Unser Ziel sind die heissen Quellen von Sajama, die hier an verschiedenen Stellen zu finden sind.
Nach einem Tag auf dem Velo gibt es definitiv nichts besseres als in das 35-40° C heisse Wasser einzutauchen und zu entspannen und den Sonnenuntergang zu geniessen. So richtig Spass macht Wellness ja eigentlich erst, wenn man auch entsprechend verspannte Muskeln hat ;-)
Der naechste Tag wartet dann mit perfektem Wetter auf. Die beiden Vulkane zeigen sich von ihrer fotogenen Seite.
Am besten laesst sich die Aussicht natuerlich immer geniessen wenn man bis zum Hals im heissen Thermalwasser liegt :-)
„Glamping“ mit fliessendem Warmwasser.
Vulkan Sajama
Ein paar wenige Kilometer fuehren uns ins Dorf Sajama wo wir auf Velokollegen treffen, die wir von Huaraz kennen. Zusammen kochen wir ein feines Nachtessen und stossen mit einer Flasche bolivianischem Rotwein, der erstaunlich gut schmeckt, auf unser Wiedertreffen an.
Schon lange haben wir damit geliebaeugelt den Parinacota oder den Acotango zu besteigen. Beides 6000er Vulkane die nur geringe bis maessige Schwierigkeiten aufweisen. Ein Blick auf den Wetterbericht zeigt dann schnell, dass eine Besteigung in den naechsten Tagen unrealistisch ist. So machen wir uns halt ohne Wanderstop auf fuer einen Abstecher nach Chile.
Unsere Recherchen bezueglich dem Grenzuebergang waren jedoch (zu) mangelhaft. Statt dem erwarteten Dorf hinter der Grenze in Chile erwartet uns nur ein leichter Graupelschauer und die grosse Leere auf 4600m.
Was jetzt fehlt ist chilenisches Geld und weitere Verpflegung fuer die naechsten paar Tage :-(
Wohl oder uebel muessen wir in den sauren Apfel beissen und irgendwie nach Putre, in die naechste groessere Stadt, fahren.
Waehrend wir noch am ueberlegen sind wie wir die 60km nach Putre zuruecklegen sollen, hat bereits ein bolivianischer Lastwagenfahrer Erbarmen mit uns. Er hat wohl unsere Misere schon von weitem erkannt ;-)
Gerne nehmen wir das Angebot an. Schnell sind die Velos im leeren Container verstaut und wir machen es uns im geraeumigen Fuehrerhaus bequem. Gemuehtlich fahren wir mit diesem Monstertruck durch den aufziehenden Schneesturm. Auch mal nicht schlecht geschuetzt vor den Elementen in der Waerme ueber die Strassen zu flitzen.
Ausgeruestet mit Bargeld und genuegend Essen brechen wir von Putre auf. Jedoch ist Sonntag und unsere Truck-Stopp Bemuehungen sind erfolglos… So legen wir die 1000hm von Putre auf den Altiplano per Velo zurueck. Mit einem zuegigen Rueckenwind ist das aber keine grosse Sache.
Auch hier sind die Strassenschilder nicht ganz unbegruendet. Vicuñas hat es in Huelle und Fuelle.
Diese herzigen Tiere sind auch der Namensgeber vom „Vicuñas Nationalpark“.
Parinacota und Pomerape frisch verschneit von der Westseite.
Der Wind ist zwar gnaedig mit uns, da er immer von hinten oder von der Seite her weht, aber Camping auf freiem Feld kommt nicht in Frage. Im Windschutz dieser grossen Felsen laesst es sich aber tiptop uebernachten.
Durch eindrueckliche Landschaften geht es vom Nationalpark Vicuñas weiter in den Nationalpark Lauca.
Auch hier mangelt es nicht an putzigen Vierbeinern. Unter ihrem strengen Blick geht es weiter Richtung Sueden.
Optimismus ist ja grundsaetzlich eine gute Sache, aber bei dieser Flussdurchquerung war es zuviel des Guten. Um nicht steckenzubleiben muss ich wohl oder uebel weitertreten und ziehe mir dabei einen Schuh voll Wasser aus dem Fluss :-)
Ganz alleine sind wir auf Teilstuecken dieser Strasse leider nicht. Auf dem Salar de Surire wird in grossem Stil Borax abgebaut. Immerhin kommt der Wind von der richtigen Seite und wir werden von den Trucks nicht eingestaubt.
Mehr als der Salar an sich interessieren uns die heissen Quellen am Ende des Salzsees.
Von weitem sehen wir bereits die Dampfwolken aufsteigen. Wir fuellen am Polizeiposten nochmals alle unsere Wasserreserven auf und machen uns, motiviert durch die heissen Quellen, auf die restlichen 30km auf einer wahren Ruettelpiste zurueckzulegen.
Zahlreiche Flamingos stacksen im Salar umher.
Viel Sand erschwert die letzten Kilometer zusaetzlich noch, aber dann sind sie erreicht. Die heissen Quellen von Polloque.
Schnell stellen wir das Zelt auf und huepfen dann ins heisse Nass. Was fuer eine Wohltat nach diesem tatsaechlich etwas langen Velotag…
Der knurrende Magen treibt uns dann aus dem Wasser. Nach dem Essen lassen wir uns ein weiteres Bad nicht nehmen. Der Wind hat nachgelassen und das Wasser ist dadurch noch ein paar Grad heisser geworden. Im heissen Wasser lehnen wir uns zurueck, bestaunen den Sternenhimmel und zaehlen die Sternschnuppen.
Am Morgen geht das Wellnessprogramm aehnlich weiter… ;-)
Entspannung pur
Auf der Luftmatratze treibend kommt sogar auf 4200m etwas Strandfeeling auf.
Die Matte kommt aber nicht ganz grundlos ins Wasser mit. Seit Tagen aergern wir uns ueber den Luftverlust. Im warmen Wasser gestaltet sich die Suche nach dem Loch einfach.
Schweren Herzens verlassen wir diese Wellnessoase.
Nun beginnt wieder der „Ernst“ des Velofahrer-Lebens. Eine Wellblech-Schotterstrasse macht uns das Leben schwer.
Eine Abkuerzung ueber einen Pass (uns illegalerweise ein paar Kilometer bolivianisches Terrain) fuehren uns in den Nationalpark Islunga.
Wieder zurueck in Chile.
Immer noch sehr bescheidene Strassenverhaeltnisse.
Ein Verschnitt aus Kaninchen und Murmeltier sehen wir oft am Strassenrand.
Dustdevil (Eine Art Mini-Tornado)
Einmal mehr eine gut erhaltene Kirche, die nicht so wirklich in die Gegend passen will…
Schoenes Wandbild im Dorf Islunga.
Vulkan Islunga, der Namensgeber vom Nationalpark.
Ein optimaler Platz zum Campen und Kleiderwaschen. Sogar der Fluss ist angenehm warm und laedt zu einem kurzen Bad ein. Kein Wellness, aber trotzdem willkommen um den Staub abzuwaschen.
Morgenessen bei strahlendem Sonnenschein.
Nach wenigen Kilometern kommen wir im Grenzort Colchane an. Ganze Busladungen von Bolivianern muessen hier ihre in Chile gekauften Flachbildfernseher verzollen. Etwas Geduld ist somit also noetig bis wir es wieder zurueck nach Bolivien schaffen.