Ein wenig gerädert kommen wir nach einem Tag im Flugzeug wohlbehalten in Quito an. Auch unsere Bikes haben es unbeschädigt bis nach Ecuador geschafft. Mit einem ziemlichen Jetlag gehts im nahegelegenen Hotel schon sehr früh zu Bett.
Nachdem wir am Folgetag etwas durch Quito gebummelt sind, zieht es uns schon bald aufs Bike. Der erste kurze Tag führt uns über schöne, aber recht holprige Kopfsteinpflasterstrassen nach Pintag. In der Ferne sieht man den schneebedeckten Gipfel des Cotopaxi.
In Pintag quartieren wir uns im örtlichen Hostel ein und machen uns noch an ein paar Besorgungen. Unter anderem brauchen wir Benzin für unseren Kocher. Leider ist die nächste Tankstelle 30km entfernt… Nach einigem Herumfragen werden wir zur Autowaschanlage geschickt. Da wird nicht lange gezaudert und kurzerhand ein Liter Benzin aus dem Motorradtank abgezapft. Schlauch rein, Benzin ansaugen und die Flasche ist gefüllt. Macht einen Dollar. So geht das in Ecuador ;-)
Von Pintag geht es weiter über steile Strässchen in Richtung Cotopaxi-Nationalpark. Ab und zu erhaschen wir einen Blick auf den vergletscherten 5000er.
Ein paar Meter ausserhalb vom Nationalpark finden wir einen wunderschönen Campingplatz mit „fliessendem Wasser“ auf 3800m und bestehen hier den ersten Akklimatisationstest relativ problemlos.
Am nächsten Morgen hat sich das Wetter zum schlechten entwickelt. Wind, starke Bewölkung und etwas Regen. Der erste 4000er Pass ist trotz Gegenwind bald erreicht.
Der Weg entwickelt sich beim zweiten Pass aber zum schlechteren und führt kräfteraubend über weglose Wiesen. Oft geht es mit Schieben gerade so schnell (bzw. langsam) wie mit pedalieren.
Zum zweiten Pass auf 4200m ist dann nochmals eine letzte, steile Schiebepassage angesagt. Auf dem Pass angekommen geht schon langsam die Sonne unter. Wir vernichten noch ein paar hundert Höhenmeter und finden im letzten Tageslicht ein geeignetes Plätzchen zum Campen. Im trocknen Zelt und einem warmen Znacht sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Die ersten paar Tage auf dem Bike waren aber gerade ein ziemlicher Kaltstart.
Das rauhe Wetter hier in Ecuador hat aber auch seine guten Seiten. Noch nie haben wir in so kurzer Zeit soviele Regenbogen gesehen.
Am nächsten Tag erreichen wir nach einer längeren Abfahrt ein kleines Dorf und haben das Glück, dass an diesem Wochenende eine Fiesta stattfindet. Unter anderem zeigen die örtlichen Cowboys ihre Lasso-Künste.
Wir schauen dem Treiben etwas zu und essen uns einmal quer durch alle Essensstände ;-)
Mit erholten Beinen machen wir uns an die zweite Etappe zum Vulkankratersee Quilotoa.
Die Landschaft hat sich auf wenigen Kilometern deutlich geändert. Alle Hänge sind bewirtschaftet und seien sie noch so steil. Wir radeln über verkehrsfreie Schotterstrassen und kommen ab und zu in einem kleinen Dorf vorbei wo wir etwas zum Essen einkaufen können oder uns ein „Completo“ gönnen. Das ist das Menu des Tages und für etwa 2.5 Franken gibt es da eine Suppe, Reis mit Kartoffeln und Poulet und einen Fruchtsaft. Für hungrige Velofahrer ein perfekter Deal!
Die Leute in der Gegend sind sehr aufgeschlossen und sympatisch. Als wir am Abend einen Platz zum Campen suchen, lässt man uns netterweise an einem schönen Platz zwischen einem Maisfeld und Kartoffelacker campen.
Ein wenig kritisch beäugt werden wir aber schon. Ob wir den nicht frieren werden? Ein Blick ins Zelt und auf unsere dicken Daunenschlafsäcke scheint dann aber mindestens halbwegs zu beschlichtigen. Das Konzept des Campierens ist in Ecuador definitiv nicht so geläufig.
Am Abend kommt dann noch Elena mit ihrem Bruder per Pferd angeritten. Die zwölfjährige Plaudertasche unterhält uns noch eine Weile bis es dunkel wird.
Der nächste Tag hat es nochmals in sich. Steil führt die Schotterstrasse bergauf, so richtig vorwärts kommen wir irgendwie trotzdem nicht so. Gegen Mittag kommen wir dann trotzdem in der Ortschaft Quilotoa auf knapp 4000m an und wärmen uns, geschützt vom eisigen Wind, im Restaurant auf.
Die Ortschaft ist wegen dem Tourismus etwas schnell gewachsen, was dem Dorf-Charakter nicht gerade zuträglich ist. Dass es wegen einem Defekt im ganzen Dorf kein Wasser gibt verbessert das Bild auch nicht…
Wirklich beeindruckend ist aber der wunderschöne Kratersee. Die Aussicht macht die Mühen des Aufstieges mehr als wett.