Es ist noch dunkel als mich die Kälte weckt. Unsere erste Nacht auf dem Arizona Trail verbringen wir unter freiem Himmel unter dem Moskitonetz. Regen ist in Arizona so oder so fast nicht zu erwarten, so haben wir uns die Mitnahme von einem Zelt erspart.
Trotz Daunenjacke kriecht die Kälte durch meinen nicht mehr ganz neuen Schlafsack. Hätte ich wohl doch in einen neuen Schlafsack investieren sollen? Am Morgen zeigt der Frost auf unseren Bikes an, dass in der Wüste trotz sehr warmen Tagen die Temperatur in der Nacht noch unter Null Grad fallen kann.
Der Arizona Trail ist ein kombinierter Wander-/Bike- und Reitweg, der über rund 1200km von der Grenze zu Mexiko quer durch Arizona bis nach Utah führt. Im Gegensatz zu anderen bekannten Weitwanderwegen ist er noch relativ unbekannt und recht wenig begangen.
Per Shuttle geht es von Tucson, wo wir per Flugzeug angekommen sind, zum Ausgangspunkt nahe der mexikanischen Grenze. Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite und bald sind wir, komplett bepackt für die nächsten Tage, bereits unterwegs auf dem Trail. Dieser zeigt uns schon bald seine Zähne. Die Aufstiege sind relativ steil und oft schieben wir die Bikes… So geht es relativ zäh bergauf und dafuer entspannt bergab. Trotzdem sind wir auf gewissen Abschnitten nicht schneller als die Wanderer.
Viele andere Leute sind nicht unterwegs, aber es ist spannend zu sehen wie unterschiedlich ihre Motivation, Einstellung und ihre Ausrüstung ist. Da wären mal die lokalen Tagestouristen, die per Pickup zum Trail fahren und dann eine Tageswanderung machen, die Ultralight-Trekker, die nur ein kleines Rucksaeckchen dabei haben, dafür aber umso schneller unterwegs sind und dann aber die klassischen Wanderer, die unter dem Gewicht ihrer schweren Rucksaecke ächzen. Die Rucksaecke sind nicht umsonst richtig schwer… Das Wasser ist knapp in dieser Gegend und auch wir schleppen z.T. bis zu 8 Liter Wasser mit. Speziell wenn wir nicht direkt neben einer Wasserquelle campen koennen, was mehr die Regel als die Ausnahme ist.
Die Kälte der Nacht ist jeweils nach einer halben Stunde verflogen und spätestens um 10 Uhr brennt die Sonne erbarmungslos vom Himmel und es ist entsprechend warm. Statt Kurzarm-Shirts stehen hier Langarm-Hemden hoch im Trend. Auch wir besorgen uns bei nächster Gelegenheit entsprechende Kleider um uns von der Sonne zu schützen. Nach einer jeweils ausgedehnten Siesta geht es dann am späteren Nachmittag bei angenehmeren Temperaturen weiter.
Alljährlich Anfang April findet jeweils ein inoffizielles Bike-Rennen ueber 300 bzw. 750 Meilen des Arizonatrails statt. Die Favouriten legen die 750 Meilen in fast unglaublichen 7 Tagen zurück. Wohlgemerkt führt die Strecke fast immer über Singletrails. Für diese Zeiten sitzen diese Freaks dann allerdings auch bis zu 22 Stunden pro Tag im Sattel…
Wir nehmen es definitiv gemütlicher und gönnen uns ab und zu einen Tag Pause in einer grösseren Stadt. Als am Morgen der Gasvorrat nur noch für einen halbwegs heissen Kaffee reicht bevor der Kocher ausgeht, ist klar dass wir in Tucson wieder für einen Tag das Stadtleben geniessen und unsere Beine ein wenig hochlagern.
Auf dem Weg nach Tucson durchqueren wir noch ein Gebiet mit den wunderschönen Saguaro-Kakteen, wie man sie aus den Western-Filmen oder Lucky Luke her kennt. Wirklich sehr imposant diese Gegend hier.
Als Fazit lässt sich sagen, dass der Arizona Trail per Bike zwar anstrengend ist, aber man durch erstklassige Singletrails und wunderschöne Landschaften entschädigt wird!
Infos zum Arizonatrail gibt es hier: https://www.sinvia.ch/infos-bikepacking-arizona-trail-azt/