Wenn es um den schoensten Berg der Welt geht, sind wir Schweizer mit dem Matterhorn ganz vorne mit dabei. Geht es aber um die hoechsten Berge, muessen wir Nepal ganz klar den Vortritt lassen. Die Moeglichkeit diese Berge von der Naehe zu betrachten wollten wir uns natuerlich nicht entgehen lassen und so besuchten wir zum Abschluss unserer Trekkingsaison die Khumburegion.
Waehrend der Zeit der Everest-Erstbesteigung vor nun fast 60 Jahren war bereits die Anreise nach Lukla, dem Ausgangspunkt von unserem Trek, eine mehrwoechige Expedition. Zum Glueck gibt es heute Flugzeuge. :o) Nicht dass dieser Flug weniger abenteuerlich waere… Nach zwei Stunden Verspaetung, die vor allem dadurch bedingt war, dass wir keinen Guide engagiert hatten und sich daher alle grossen gefuehrten Gruppen vordraengten und uns die korrupten Flugangestellten kurzerhand auf spaeteren Fluege “umbuchten”, ging es dann endlich los. In einer kleinen 10 Personenmaschine hoben wir ab. Als “Henkersmahlzeit” fuer diejenigen mit Flugangst servierte die Stewardess dann noch (nein leider kein Champagner…) ein Ananas-Zaeltli ;-)
Nach einer halben Stunde Flugzeit wurde es spannend. Die Landepiste von Lukla wurde sichtbar. Von weitem sah die nur wenige hundert Meter kurze Landebahn aus wie ein besserer Fussballplatz. Hier sollten wir also landen?!? Sekunden spaeter ein kurzes Holpern, quietschende Bremsen und Geruch von verbranntem Gummi in der Luft und schon waren wir wieder auf sicherem Boden ;-)
Seit man bequem nach Lukla fliegen kann wird die Gegend von sehr vielen Touristen besucht. Der Gedanke den Everest aus der Naehe zu betrachten, zieht die unterschiedlichsten Leute an. Von Familien mit kleinen Kindern bis zu 75jaehrigen Rentnern, dessen Guides zur Sicherheit noch eine Sauerstoffflasche mitschleppen, pilgern die unterschiedlichsten Gestalten dem Everest entgegen. Die ersten zwei Tage bis zum Hauptort des Khumbu (Namche Bazaar, 3500m) waren deshalb mit vielen Leuten und Jakkarawanen alles andere als einsam. Hinzu kamen noch die unzaehligen Traeger mit ihren unglaublichen Lasten. Die meist kleinen Nepali-Maenner tragen zum Teil bis zu 100kg (!) in die hoehergelegenen Doerfer hinauf. Von mehrern Bierkisten bis zu riesigen Fleischstuecken (natuerlich ungekuehlt ueber mehrere Tage…) ist alles dabei. Ein unglaublicher Anblick!!!
In Namche verliessen wir den ausgetretenen Hauptweg und zweigten ins Gokyo-Tal ab. Hier ging es ruhiger zu und her. Trotz der noch teilweise vorhandenen Akklimisation vom vorherigen Trek mussten wir es oberhalb von 4000m ruhig angehen. Kurze Tage waren angesagt und am Nachmittag blieb jeweils Zeit zum lesen, Karten spielen oder Waesche machen. Der Koerper verzeiht in dieser Hoehenichts. Wer zu schnell aufsteigt wir mit Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit bestraft und muss im schlimmsten Fall sogar wieder absteigen.
Dies bestaetigte uns ein Besuch in einer Krankenstation, welche extra waehrend der Trekkingsaison von freiwilligen Aerzten aus dem Ausland betrieben wird. Waehrend einem Vortrag, wurden wir nochmals auf die Gefahren der Hoehenkrankheit aufmerksam gemacht. Interessanter waren jedoch die Aussagen ueber die Probleme der Traeger. Diese bestehen hauptsaechlich darin, dass die meist armen Bauern aus dem Flachland zum Teil sehr schlecht ausgeruestet und somit nicht gegen die extreme Kaelte oder die Sonneneinstrahlung gewappnet sind. Zudem werden die meisten Traeger nicht uber die Hoehenkrankheit informiert und ihre Symtome ignoriert, was schon oft tragisch geendet hat. Hinzu kommt, dass sie vor allem waehrend der Hauptsaison zum Teil nicht in den Lodges uebernachten koennen, weil diese bereits mit den Touristen voll sind. Gezwungenermassen biwakieren sie dann unter freiem Himmel. Ohne warmen Schlafsack, wohlgemerkt… Ein weitere Punkt ist die Loehne: Ein durchschnittlicher Traeger verdient rund CHF 10.- pro Tag. Wenn die Lodgebesitzer ihnen nicht engegenkommen kann es gut sein dass das gesamte Gehalt fuer’s Essen draufgeht. Es ist eine traurige Geschichte. Aber langsam verbessert sich die Lage. Trekker werden auf das Thema sensibilisiert und somit kann eher Druck auf die Agenturen gemacht werden. Daneben gibt es inzwischen verschiedene Organisationen die sich um die Anliegen der Traeger kuemmern. So bietet die von uns besuchte Krankenstation zum Beispiel gratis medizinische Versorgung, guenstiges Essen und eine kostenlose Uebernachtungstelle fuer die Traeger an. Und es zeigt Wirkung. Waehrend fruehrer jedes Jahr mehrere Traeger ihr Leben am Berg verloren haben, ist dies heute eine Ausnahme.
In Gokyo angekommen, setzten wir einen Ruhetag ein um die Gegend zu erkunden. Die Hauptattraktion sind 5 tuerkisfarbenen Bergseen, umrundet von einem atemberaubenden Bergpanorma. Unter anderem kann man auch Cho Oyo Basecamp wandern, einer der “einfacheren” 8000er Berge. Die Sicht vom Basecamp ist unglaublich. Umgeben von sechs kleinen Seen steht man direkt vor diesem riesigen Massiv, dessen Flanken sich ueber 3000m zum Gipfel ziehen.
Die Lodgen im Khumbugebiet sind sehr gut und die Besitzer sehr freundlich und zuvorkommend. Bezueglich Essen geht es hier anders zu und her als in den SAC Huetten. A la Carte ist angesagt. Erstaunlich wie es moeglich ist auf Feuer fuer teilweise mehr als dreissig Trekker nicht die Uebersicht zu verlieren wer nun was essen will…
Am Abend wir im Essraum jeweils eingeheizt. Eine rechte Portion getrockneter Jakdung und ein grosszuegiger „Gutsch“ Kerosen in den Ofen, und bald schon versammeln sich alle um den warmen Ofen :-)
Am naechsten Tag gings bei Tagesanbruch los zum Cho La, einem Verbindungspass von 5400m der ins Everest-Haupttal zurueckfuehrt. So frueh am Morgen merkten wir deutlich, dass die Wintersaison begonnen hatte. Die Baeche waren mit einer dicken Eiskruste versehen und im Schatten war es am Vormittag noch deutlich unter Null Grad (Thailand wir kommen!! :o) Nach gut drei Stunden Aufstieg erreichen wir den Pass und genossen die warme Sonne und die gute Aussicht. Zum Mittagessen waren wir bereits in einer Lodge angekommen und entschieden uns weiterzulaufen. Der weitere Weg zog sich dann jedoch ziemlich in die Laenge und wir waren froh als wir gegen drei Uhr unsere schweren Rucksaecke ablegen konnten und gerade noch ein Zimmer in der ueberbevoelkerten Ortschaft Lobuche bekamen. Vier Stunden spaeter als schon alle Trekker beim Nachtessen sassen, ging die Tuere auf und eine ganze Truppe tschechischer Trekker taumelten mit Stirnlampen und Trekkingstoecken bewaffnet in den Essraum. Erschoepft sassen sie hin und berichten von ihren Heldentaten. Schlussendlich merkten wir, dass es ja die Gruppe war, welche wir am fruehen Morgen vor dem Pass ueberholt hatten. Wer weiss wo die unterwegs haengen geblieben waren…
Die Massen an Treker, hier kurz vor dem Everest, ging uns schnell auf die Nerven… So beschlossen wir den Standart Everest-Viewpoint auszulassen und suchten uns stattdessen einen anderen Berg aus, wo wir zwar noch ein bisschen rumkraxeln muessten, die Aussicht dann aber fuer uns alleine geniessen koennten.
Der Abstieg ging zuegig vor sich, da nun logischerweise keine Akklimatisationspausen mehr noetig waren. In Namche angekommen, machten wir uns auf um ein Rueckflugticket zu kaufen. Unerwartet aber der grosse Schreck… Seit 5 Tagen konnten wegen dichten Wolken in den tieferen Lagen keine Flugzeuge mehr nach Kathmandu fliegen… Mehr als 1000 Trekker warteten bereits in Lukla auf einen Flug und der Wetterbericht sah nicht nach einer baldigen Wetterbesserung aus. Da wir ohne Ticket so oder so eine Ewigkeit haetten warten muessen, entschieden wir uns statt zu fliegen bis zur naechsten Strasse zu laufen. Das toent nun recht einfach und ist von der Luftdistanz her auf keine grosse Sache, aber uns erwarteten in den weiteren fuenf Tagen ein staendiges auf und ab, sodass wir teils bis 2000 Hoehenmeter am Stueck aufsteigen mussten. Am naechsten Tag mussten diese dann beim Abstieg ins naechste Tal wieder “vernichtet” werden. Insgesamt standen in den naechsten fuenf Tage 6000 Hoehenmeter Aufstieg und 8000 Hoehenmeter Abstieg auf dem Programm.
So schoben wir unsere Traeume nach einer frischen Pizza, einem guten Steak und den weiteren Annehmlichkeiten von Kathmandu gezwungenermassen noch ein bisschen heraus… Abgesehen von den Strapazen war die Wanderung zum Strassenanfang in Jiri aber lohnenswert und ermoeglichte uns Einblick in die Landschaft in welcher ein Grossteil der Nepalesen lebt. Von Jiri aus gondelten wir dann mit dem Bus in einer eintaegigen Fahrt nach Kathmandu. Diesmal gluecklicherweise eine Fahrt der angenehmen Sorte…
Inzwischen sind wir in Thailand angekommen und koennen hier in Bangkok wieder die Gastfreundschaft von Olivia und Will geniessen, uns an das warme Wetter und das scharfe Essen gewoehnen und unsere noch verpackten Velos zusammenschrauben. Mit dem Bus gings raus aus dem Verkehrschaos von Bangkok und dann weiter auf die kleine Insel Ko Mak an der Suedostkueste von Thailand. Nach fast vier Monaten Trekking und hohen Bergen ist nun ein paar Tage Entspannen in der Haengematte angesagt! Beim Baden im warmen Meer mit Sicht auf den weissen Sandstrand mit Palmen & Co koennen wir es fast nicht glauben dass wir noch vor wenigen Tagen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt im dicken Daunenschlafsack eingemummt geschlafen haben :-)
Wir wuenschen euch eine schoene Adventszeit, und habt bitte Verstaendniss wenn der Samichlaus morgen Verspaetung haben sollte. Es hat sich bei uns in Thailand noch ein wenig aufgewaermt bevor seine anstrengende Arbeit beginnt ;-0) (siehe Photos…)
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Mann, ihr seid unglaublich! Ich haette Angst, mich zu verirren in den hohen Bergen! Passt auf euch auf und auch euch eine schoene Adventszeit! Liebe Gruesse aus der Heimat!
Hallo ihr zwei Helden! Eure Geschichten sind aufs neue immer wieder „chöschtlich“ zum Lesen! Freue mich schon jetzt auf eure Abenteuerberichte aus Asien, wenn ihr mit dem Drahtesel unterwegs seid! Die Hundeguätzli dann nicht vergessen, gell ;o) Aber jetzt streckt ihr eure Füsse erstmal in die schönen Sandstrände, richtig so! Wünsche gute Erholung und eine schöne Adventszeit. Evtl. findet ihr ja auch in Asien so was wie Glühwein, ansonsten trink ich dann einer für/auf euch :o) Liebe Grüsse und Schneeflocken, s Chrischchind (PS Das Foto mit dem gelben Gewürz drauf, grenzt schon fast an Schliichwärbig ;o)